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Tagespflege berichtet: „Eltern unter Druck“

Der nächste Jugendhilfeausschuss (JHA) am 2. Februar steht im Zeichen der Kinderbetreuung. Fast könnte man die Sitzung auch Kindertagesausschuss nennen. Die Kindergartenbedarfsplanung für das Kitajahr 2017/18 wird dann noch einmal durchdiskutiert werden. Hinzu kommen einzelne Tagesordnungspunkte, die sich mit Erweiterungen und Möglichkeiten befassen, weitere Kinder unterzubringen.

Laut der Planung des mittlerweile verabschiedeten Jugendhilfeplaners Christoph Tober fehlten volle sechs Gruppen. Zuletzt hatte die Politik sich dennoch gegen eine Erweiterung der aktuell im Bau befindlichen Kita Bollenberg an der Robert-Koch-Straße entschieden – verbreitete Meinung: Eine Erweiterung wäre nach der Prüfung der Verwaltung zu teuer und könnte zu viel Zeit in Anspruch nehmen; das Geld könne auch für einen Neubau an anderer Stelle genutzt werden.

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) hatte selbst im Juli die eigene Kita Am Bandenfeld ins Spiel gebracht. „Wir richteten das Angebot an die Stadt Haan, in unserer bestehenden Einrichtung Am Bandenfeld eine Erweiterung für zwei Gruppen zu prüfen. […] Bisher liegt uns hierzu keine Rückmeldung vor, so dass wir auf diesem Weg um Antwort bezüglich des aktuellen Sachstandes bitten“, richtet Rainer Bannert, Geschäftsführer der AWO im Kreis Mettmann, das Wort an den JHA-Vorsitzenden Jochen Sack. Ob Mittel dafür bereitgestellt worden seien, hätte laut Bannert in der Ratssitzung am 13. Dezember entschieden sollen sein.

„Zunehmende Verunsicherung“

Helfen will die Kindertagespflege. In einem zweieinhalbseitigen Brief wenden sich deshalb Renate Tappen und Beate Schmitz von der IG Kindertagespflege Haan an Jochen Sack und den Ausschuss. Sie berichten von einer „zunehmenden Verunsicherung der Eltern bezüglich der Anschlussbetreuung ihrer Kinder nach der Zeit in der Tagespflege“. Die meisten Eltern wollten, dass ihr Kind nach dem dritten Lebensjahr auf eine Kita wechselt – die lehnten die Kinder dann fast ohne Ausnahme ab.

Das liege am großen Ausbau an Plätzen von U3-Kindern. Sie wachsen nun in die Plätze für Kinder über drei Jahren nach, und alle, die bereits angemeldet sind, haben in der Regel Vorrang gegenüber Neuanfragen. Es bestehe laut der IG Kindertagespflege „kaum eine Chance auf einen Ü3-Betreuungsplatz“. Bis 1. August rechnen sie mit 30 Kindern, die aus der Tagespflege kommen und Anspruch auf einen Kitaplatz hätten.

Es dürfe „nicht sein, dass Eltern allein aus dem Druck heraus, später keinen Platz für ihr Kind zu bekommen, sich gegen ihren eigentlichen Wunsch, sozusagen notgedrungen, für den frühen Besuch einer Kindertageseinrichtung entscheiden müssen“, schreiben Tappen und Schmitz. Sie berichten außerdem von „massivem Druck“, unter den manche Eltern von Kita-Leitungen gesetzt würden, ihre Kinder frühzeitig aus der Tagespflege an die Kita zu holen. Das sei bei Kleinkindern allerdings kontraproduktiv.

Die Tagespflegeeltern befürchten, dass die Altersstruktur sich in ihren Gruppen zukünftig auf Kleinstkinder beschränken könnte. „Man kann sich auch ein Szenario vorstellen, in dem Eltern so verunsichert sind, dass sie die Kindertagespflege gar nicht mehr als gute Alternative in Betracht ziehen, aus Sorge, später ohne Betreuungsplatz dazustehen“, heißt es. Für die Kommune würde es noch schwieriger, den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz zu erfüllen. Die Tagespflegeeltern fordern deshalb ein „aufeinander abgestimmtes und auf Vertrauen basierendes Betreuungskonzept“. Der Ü3-Bereich solle zudem weiter ausgebaut werden.

 Quelle: TME

Veröffentlicht: 2016-05-12 14:48:28 Zuletzt aktualisiert: 2017-01-19 13:56:29 Autor: